Saturday, October 31, 2009

31/10/09 ~ Video killed the radio star

~ 31 Ocotber 2009 ~

Also ich mache Jon Bon Jovi und die Würste dafür verantwortlich, dass ich zur Zeit ein bisschen unter Heimweh leide.

Angefangen hat das nämlich vor etwa zwei Wochen, als ich im Supermarkt war. Das Hackfleisch war ausverkauft, eine Großpackung Rind oder Lamm konnte und wollte ich mir nicht leisten und auf einmal hatte ich einen Heißhunger auf Würstchen. Seitenwürstchen, Wiener, Frankfurter, Thüringer Bratwürste – jegliche Art von Wurst.

Also kaufte ich eine Zehnerpackung Würstchen, die ich einfror, und freute mich, dass ich nun immer, wenn ich Lust darauf hatte, eine Wurst würde essen können.

Die Tatsache, dass auf der Packung “Geschmacksrichtung Rind” steht, hätte mir eine Warnung sein müssen. Wenn man es nicht gerade auf einen Milchshake bezieht, muss dasWort “Geschmacksrichtung” in der Regel eigentlich immer eine Alarmglocke erschrillen lassen. “Ein Milkshake mit Geschmacksrichtung Banane.” Das klingt gut. Normal. Aber “Würstchen Geschmacksrichtung Rind” – das klingt als würde man sagen “Toilettenreiniger mit Zitronenduft”. Künstlich.

Das Problem war also: da hatte ich nun meine Würstchen mit Geschmacksrichtung Rind und war einigermaßen happy – nur dann wollte ich auf einmal ganz ganz dringend nur noch DEUTSCHE Würstchen. Noch während dem Abendessen konnte ich an nichts anderes mehr denken als an Saitenwürstchen und Nürnberger. Sie setzten sich in meinem Hinterkopf fest und blieben dort. Der Gedanke an deutsche Würste verfolgte mich auf Schritt und Tritt.

Aber ich fand mich damit ab. So ist das nun mal. Man kann nicht alles haben. Ich ignorierte die innere Stimme, die mir zuflüsterte: “Du könntest dich jetzt einfach auf deine Vespa schwingen, zur Metzgerei Jäger fahren und Wurst kaufen, wenn du daheim wärst. Aber stattdessen bist du hier, ohne Vespa und ohne Würste. Aber du hast es ja selber so gewollt!” und fast wäre alles gut gelaufen – wenn dann nicht der Dienstagabend vor zwei Wochen gekommen wäre. An diesem Dienstagabend vergaß mein lieber Bruder nämlich, dass er mit mir hatte über Skype telefonieren wollen.

Da meldete sich die innere Stimme natürlich wieder: “Wenn du in Lauffen wärst, könntest du einfach in seine Küche stürmen und ihn dafür zur Schnecke machen!”

Und dann – als ob das nicht alles schon genug wäre – bekam ich noch einen Bon Jovi Newsletter und machte alles noch schlimmer.

Lasst mich das erklären. Die letzten paar Male, wenn Bon Jovi eine CD herausgebracht hatten, war das irgendwie immer im Sommer oder Herbst geschehen und die darauffolgende Tour hatte im Januar in Australien und Neuseeland begonnen und die Gruppe war dann im Juni oder Juli nach Deutschland gekommen.

Vor kurzem war also bekannt geworden, dass das neue Album Anfang November herauskommt, demnach dachte ich, ich hätte einmal Glück und Bon Jovi würden Neuseeland touren, während ich noch hier bin (die letzten beiden Male hatte ich sie ja schon knapp verpasst). Dann wäre ich im Juni oder so eh wieder in Deutschland und würde sie dort auch sehen können. Perfekt.

Bis dieser wunderschöne Newsletter kam. Darin stand nämlich, dass Bon Jovi ihre Tour in Amerika beginnen. Und im nächsten Newsletter stand, dass sie ein Konzert in Deutschland am 9. November anlässlich des Mauerfalls geben. Und, dass sie einen “geheimen” Auftritt in London planen.

Die Welttour fängt demnach erst viel später an, aber das macht nichts, denn in Europa gibt es ja schon die beiden Konzerte vorher – und als ob das nicht reicht, haben sie jetzt beschlossen, das Ganze auszudehnen und noch mehr Konzerte in London zu geben. Toll. Ach ja, und die CD kommt bei euch schon heute raus, ich muss hier noch zwei Tage warten (und selbst dann kann ich mir nicht sicher sein, ob die Läden sie dann auch wirklich haben und verkaufen). Und ich sitze hier und schneide Speck (oder vielmehr Würste mit Geschmacksrichtung Rind) und wer mich lieb hat holt mich weg.

Und sobald ich online gehe, wird es mir noch von sämtlichen sozialen Media-Netzwerken wie ein Spiegel vorgehalten: Newsletter im Email-Postfach, Twitter-Meldungen, Facebook- und Myspace-Notizen und demnächst reiben sie es mir bestimmt im Google-Reader oder so auch noch unter die Nase.

Aus diesem Grund mache ich also Bon Jovi und die Würste für mein Heimweh verantwortlich: alles, was ich gern hätte, kann ich nicht haben, weil es irgendwie in Deutschland ist.

Ich habe auch schon versucht, das Heimweh ein bisschen zu kurieren. Letztes Wochenende war ich auf dem Markt und habe dem Stand mit “True Bavarian Sausages”, echten bayrischen Würsten, einen Besuch abgestattet. Ich hätte angenommen, dass es da Weißwürste gibt, denn das sind die einzigen Würste, die mir zum Thema Bayern einfallen, aber stattdessen gab es Frankfurter und Wiener. Sie hätten wohl eher “Würste mit Geschmacksrichtung Bayern” auf ihr Schild schreiben sollen, denn:

a) soweit ich weiß, liegen weder Frankfurt noch Wien in Bayern

b) die Frankfurter, die ich bestellte, war bestenfalls einem Saitenwürstchen nahe, aber definitv keine Frankfurter.

c) vielmehr war die “Frankfurter” ziemlich sicher von NewWorld oder Pak’n'Save und hatte ursprünglich bestimmt auch einen “Geschmacksrichtung…”-Aufkleber gehabt.

Aber – es hat zumindest FAST wie ein Saitenwürstchen geschmeckt, von daher war ich glücklich und zufrieden.

Und froh, nicht aus Bayern zu sein, denn als der Verkäufer herausgefunden hatte, dass ich aus Deutschland bin, hat er sich darüber ausgelassen, wie arrogant und ignorant Bayern doch seien und dass sie sich für besser als die restlichen Deutschen halten usw. usf. Das war äußerst amüsant und ich hab mich gut mit dem Mensch unterhalten.

SIGN: Whitireia Welly Campus (pic: own)

Am Montag dann haben wir in der Schule mit “Video Reporting” angefangen. Radio ist vorbei, jetzt kommt Video dran. Video killed the radio star. Ein Kameramann vom Fernsehen hat uns in die Geheimnisse des Filmens eingeweiht. Jetzt haben wir noch eine Woche Zeit, ein vier-minütiges Nachrichten-Video für NewsWire zu drehen. Das ist ziemlich spannend, aber die Technik kann einem ganz schön einen Strich durch die Rechnung machen. Wir hatten unser Interview komplett gedreht, alles super – doch dann, als wir im Schneideraum waren, erlebten wir eine böse Überraschung. Wir hatten den Testlauf (in dem ich mich über negativen Aspekte von Tokio Hotel auslasse) und wir hatten den Part, als sich unser Interviewpartner die Haare frisiert und Tory, die interviewte, das Mikro zurechtrückt. Und wir hatten den Part, als die beiden sich verabschieden und der Typ seine Mütze wieder aufsetzt. Der ganze Mittelteil -sprich: das Interview, also das einzige, was wir wirklich hatten aufnehmen wollen- fehlte. Ironie des Schicksals, schätze ich.

Übermorgen habe ich übrigens Jahrestag. Vor einem Jahr bin ich zu spät (dank dem Zug) und unwissend in die Redaktion von NewsWire gestolpert. Mein Wortschatz war zu dem Zeitpunkt so beschränkt, dass ich nicht realisierte, dass “Polytechnic” Fachhochschule bedeutet, und als meine Gastmama Jim mit John ansprach, widersprach ich nicht, weil ich es selber auch nicht besser wusste.

Mittlerweile muss ich mich nicht mehr konzentrieren und angestrengt zuhören, um John -äh, ich meine Jim- zu verstehen, weiß, was “Polytech” bedeutet und kann mich selbst sehr viel besser ausdrücken. Ich weiß, worauf es bei einem Nachrichten-Artikel ankommt, und dass man im Café zahlte BEVOR man sich hinsetzt.

Naja. Meistens, weiß ich das. Neulich hatte ich mal nen “deutschen Moment”, wo ich es vergessen habe, aber normalerweise denk ich dran.

Und wieder einmal sind wir an dem Punkt angekommen, wo ich sagen kann: in fünf Monaten ist meine Zeit in Neuseeland schon wieder vorbei. Haha. Ja klar. Das hab ich letztes Jahr auch gesagt und wir wissen ja alle, wie das ausgegangen ist…

Und obwohl ich jetzt gerade ein bisschen Heimweh habe, ist mir klar, dass ich mich trotzdem richtig entschieden habe, wieder hierher zu kommen.

~ ~ ~

So I blame Jon Bon Jovi and the sausages for the homesickness I suffer from these days.

It started like two weeks ago when I went down to the supermaket. They run out of mince and I wasn’t able (and didn’t want to be able) to afford a family package of beef or lamb and all of a sudden I had an urgent craving for sausages. Scalded sausages, Wiener, Frankfurter, Thuringian bratwurste – any kind of sausage.

So I bought a packet of ten sausages, put them in the freezer and was happy that every time I’d feel like sausages, I would be able to eat some. The fact that the package was labelled “beef flavoured” should have been a warning to me. Unless relating to a milkshake, the term “flavoured” should always ring a bell. “A banana-flavoured milkshake”. That sounds good. Normal. But “sausages, beef-flavoured” – that sounds as if you wanted to say “toilet detergent lemon flavoured”. Artificial.

The problem was: there I was happy about having beef-flavoured sausages – but then all of a sudden all I wanted was GERMAN sausages. While still having my dinner, all I could think of were scalded sausages and Nuremburger. The thought of them got stuck in the back of my mind and stayed there. The thought of them shadowed me on every step I took.

But I became reconciled with it. That’s just the way it is. One cannot have everything. I ignored my inner voice when it whispered: “You could just leap onto your Vespa, drive down to the butchery ‘Jäger’ and buy sausages, if you were at home. But instead, you’re here, without the Vespa and without sausages. But you asked for it!” and it almost went well – if Tuesday night two weeks ago had not come. That Tuesday night was the night my dear brother forgot that he wanted to telephone me via Skype.

And the inner voice gave me a shout again: If you were in Lauffen, you could simply storm into his kitchen and give him a real bawling-out!”

And then – as if this wasn’t bad enough already – I got a Bon Jovi Newsletter that made everything worse.

Let me explain. The last few times when Bon Jovi released a CD, this had always happened in summer or autumn and the following tour started in Australia and New Zealand next January and they susequently arrived in Germany in June or July.

A little while ago, the new album has been announced to come out in early November and thus I would be lucky and Bon Jovi would tour New Zealand while I am still here (the last two times before I always missed them just). Then I’d be back in Germany and would be able to see them there in June. Perfect.

Perfect until that wonderful newsletter arrived. Because that told me that the Bon Jovi tour starts in America. And the next newsletter told me that there will be a concert on November 9, 2009, in Germany in celebration of the fall of the Berlin Wall. And that they are planning a “secret gig” in London.

According to that, the world tour would start much later, but that does not matter, because Europe already gets a few concerts in advance – and as if that’s not enough, they have now decided to extend the whole thing and add some more concerts in London to their to-do-list. Great. Oh, and by the way, the CD will be in your stores TODAY, while I still have to wait a couple of days longer (and even then can’t be sure if the stores actually have it and want to sell it). “Ich sitze hier und schneide Speck und wer mich lieb hat, holt mich weg” [German rhyme from a game, translated: "I am sitting here, cutting bacon, until the one who loves me comes and gets me!"]

And as soon as I go online, all the social media networks hold a mirror up to me: newsletter in my email-inbox, twitter-messages, facebook- and myspace-notification andnext to rub it in will probably be the Google reader or something.

This is the reason why I blame Bon Jovi and sausages for my homesickness: everything I would like to have I cannot, because it happens to be in Germany.

I also tried to cure the homesickness a little bit. Last weekend I went to the farmers market and paid a visit to the stall with “True Bavarian Sausages”. I expected them to sell “Weißwürste”, Bavarian veal sausages, becasue those are the only sausages I would actually relate to Bavaria, but instead, they sold Frankfurter and Wiener hotdogs. They should have written on their sign: “sausages, bavarian-flavoured”, I reckon, because:

a) as far as I am concerned, neither Frankfurt nor Vienna lies in Bavaria

b) the Frankfurter I ordered turned out to be close to a scalded sausage, but for sure it was not a Frankfurter

c) in fact, the “Frankfurter” may as well have been from NewWorld or Pak’n'Save and I bet it used to be labelled “… flavoured” originally.

But – at least it ALMOST tasted like a scalded sausage and I was happy and satisfied.

And glad not to be from Bavaria, because when the vendor found out I came from Germany, he started holding forth about arrogant and ignorant Bavarians and how they think they were superior to other Germans and stuff. That was amusing indeed and I had a really nice conversation with that person.

On Monday, we started with “video reporting” at school. Radio is over, now we do video. Video killed the radio star. A TV-cameraman let us in the secrets of filming. Now we have one more week to shoot a four-minute news-story for NewsWire. That’s all pretty exciting, but the technical aspect can sometimes really drive you nuts. We had our interview all done, completely shot, everything super – but then, in the cutting room, we experienced a rude surprise. We had the test run (in which I bitch about Tokio Hotel) and we had the part when our interviewee fixed his hair and tory, our reporter, adjusted the mic. And we had the part when the two of them say good-bye and the guy puts his cap back on. The whole middle part – aka: the interview itself, the only part we really wanted to record – was missing. Irony of fate, I guess.

The day after tomorrow will be my anniversary, by the way. Exactly a year ago was the day I came to late (thanks to the train) and clueless stumbling into the NewsWire newsroom. Back then, my vocabulary was so limited that I didn’t even realise that a “polytechnic” is another form of tertiary education, and when my host mum called Jim John, I did not contradict, because I have not known better either.

Meantime, I no longer need to listen carefully and with 100% concentration to what John – ahh… Jim, I mean- is saying because I understand him anyway, I know what “polytechnic” means and know that when buying a coffee, you pay first BEFORE you sit down.

Ah well. Most of the time. The other day I had one of my famous “German moments” and forgot to pay, but usually I remember.

And once more we reached the point where I say: in five months, my time in New Zealand will be over. Haha. Sure. That’s what I said last time as well and we all know how that turned out…

And even though I feel a little bit homesick these days, I am sure that it was the right decision to come back here.

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